Kommentar zu "Spiegel-"-Artikel 1981
Der "Spiegel"-Artikel enthält sachliche Fehler. Einiges wurde hinzugedichtet. Das ist keine Hilfe für die desorientierten oder sogar traumatisierten in die BRD Abgeschobenen.
Zur Anrede des Personals: "Herr Sachbearbeiter" ist richtig. "Frau Kultur" ist falsch. Sie wurden mit "Frau.." und ihrem Vornamen angeredet. Mit Hausmeistern, Heizern usw. hatten die Heiminsassen nichts zu tun.
Zur beschrieben besseren Behandlung Übersiedlungswilliger aus anderen kapitalistischen Ländern, die woanders untergebracht waren, kann ich nichts sagen.
Die hier beschriebene Eskorte, waren Polizisten in Zivil, welche die Übersiedlungswilligen von den Grenzübergangsstellen abholten und nach Röntgental brachten. In meinem Fall war der Empfang an der Grenze sehr freundlich. Auch die Begleitbeamten waren sehr freundlich. Man musste nicht ans Tor hämmern, wie hier beschrieben, sondern wurde hineingefahren. Vom Auto wurde man in eine Art Empfangsraum begleitet. Die freundlichen Begleitbeamten fuhren davon, als die Beamten des Aufnahmeheims mich in Empfang genommen hatten. Der Empfang war erst recht kühl. Doch der Beamte der meinen Übersiedlungsantrag aufgenommen hatte, war sehr freundlich und half beim Formulieren.
Die Quarantäne war damals in dem Gebäude untergebracht, wo die Kriminalbeamten ihre Büros und Verhörräume hatten. Das war nicht das hier beschriebene Massenquartier. Die Quarantäne-Räumlichkeiten waren freundlich eingerichtet. Am ersten Tag gab es eine allgemeine Sicherheitsüberprüfung und eine erkennungsdienstliche Behandlung(Fingerabdrücke und Polizeifoto) Das erfolgte noch in freundlicher Atmosphäre. Das änderte sich erst am nächsten Tag, als ich aus der Quarantäne ins eigentliche Heim kam.
Die Enge und die eingeschränkte Fortbewegungsmöglichkeiten sind Fakt. Ich bekam davon Platzangst.
"Empfangswillige Damen", wo die Männer hin gingen ist vollkommener Unsinn. Erstunken und erlogen. Man konnte nachts nicht raus. Die Nachtwachen waren zum Schutz der Heiminsassen da.
Dass da einer, wie hier beschrieben, die Zimmereinrichtung zu Kleinholz schlägt, kann ich nachvollziehen. Na, logisch, da folgte sofort die Abschiebung in die BRD.
Hier kann man die Meinung zum historischen "Spiegel"-Artikel sagen.
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Antje Hammond (Samstag, 30 März 2019 23:25)
Ich war als Jugendliche mit meiner Mutter in Röntgental.
Ich habe mich an ‚Frau Kultur' geklammert, weil sie nett war oder zumindest so schien. Ich durfte helfen, Filme für Kinoabende auszusuchen. Sie wurde definitiv als ‚Frau Kultur‘ angeredet.